Luther bezeichnet seine innerevangelischen Gegner häufig als „Schwärmer“. Dieser Begriff ist abgeleitet vom Schwärmen gefährlich stechender Insekten. Wie diese können auch Theologen „schwärmen“, wenn sie falsche Lehren verbreiten und denen, die vor ihnen warnen, schmerzhafte Stiche versetzen. In der Auseinandersetzung um die Deutung des letzten Mahles Jesu mit seinen Jüngern, das Sakrament des Heiligen Abendmahles, nimmt Luther es mit den „Sakramentsschwärmern“ auf. Er meint damit vor allem Andreas Bodenstein von Karlstadt (1486–1541), Huldrych Zwingli (1484–1531) und Johannes Oekolampad (1482–1531), gegen die sich die Schrift „Dass diese Worte Christi ‚Das ist mein Leib‘ noch feste stehen“ (1527) richtet.
Schon ein Jahr zuvor hatte Luther gegen Neuansätze in der Abendmahlstheologie geschrieben. Von Freunden und Gegnern wurde er zu einer profunderen Auseinandersetzung gedrängt. Im Januar 1527 geht er an die Arbeit und beendet das umfängliche Manuskript, nebenher an weiteren Schriften arbeitend, bereits Ende März. Schon im Folgemonat wird das Buch auf der Frankfurter Messe verkauft. Es ist atemberaubend, mit welcher Geschwindigkeit der theologische Diskurs in diesen frühen Zeiten des Buchdrucks geführt werden konnte.
Klarheit in allen Fragen der Sakramentstheologie ist Luther von höchster Wichtigkeit. Im Kern geht es ihm darum, die Annahme der „realen Gegenwart“ von Leib und Blut Christi in den Elementen von Brot und Wein zu verteidigen. Daran hängt für ihn die Heilswirksamkeit dieses Sakraments. Nun erblickt er in den Auslegungen seiner Widersacher einen unangemessenen Triumph der „subjektiven“ Vernunft über das „objektive“ Christuswort. Dies müsste im eigentlichen Sinn verstanden werden, keinesfalls nur bildlich, als „bedeuteten“ Brot und Wein nur Leib und Blut Christi. Scharf polemisiert er gegen das Argument, dass Christus gar nicht „leibhaft“ in Brot und Wein anwesend sein könne, wenn er zeitgleich „zur Rechten Gottes“ im Himmel throne. Luther setzt dagegen, dass dem Wortlaut der Bibel unter allen Umständen der Vorrang gebühre vor allen Überlegungen der Vernunft. Diese zerstörten letztlich die Autorität der Heiligen Schrift.
Das Dresdner Manuskript ist ein acht Blätter umfassendes Fragment. Der größere Teil liegt in der Königlichen Bibliothek von Kopenhagen. Kaum ein anderes Manuskript Luthers ist von ihm so oft überarbeitet worden. Noch während des Druckvorganges wurde der Text geändert. Verbesserungen, Streichungen, Einschübe und nachträgliche Ergänzungen werden es dem Drucker nicht leicht gemacht haben, den Satz aus dem Manuskript zu fertigen. Verschiedene Eintragungen des Druckers mit Rötelstift zeigen, dass es sich tatsächlich um das Druckmanuskript handelt.
Die Schrift war sehr erfolgreich und ist noch 1527 in sieben Auflagen erschienen. Bis heute ist sie eine wichtige Quelle für Luthers Abendmahlstheologie.
Verfasser: Friedrich Christoph Ilgner
Signatur: Mscr.Dresd.A.173,Bl.2-8.58 (zum Digitalisat).
Edition der Quelle: WA 23, S. 106,23-128,17 (Bl. 2r-8v) und WA 23, S. 220,14-222,27 (Bl. 58).
Literatur: Das Katalogisat mit weiteren Literaturangaben zur Handschrift finden Sie in der Datenbank Kalliope - dem zentralen Nachweisinstrument für Handschriften, Autographe und Nachlässe.