In seinen „Virorum illustrium seu Historiae Sacrae libri IX“, den ‚Neun Büchern über berühmte Männer oder die heilige Geschichte‘, schildert Georg Fabricius das Leben und Wirken vieler Gestalten des Alten Testaments. Seine Absicht dabei ist, dem Leser Grundwissen in der Personenkunde der Bibel und der Heilsgeschichte zu vermitteln. Wichtig ist ihm auch der Aspekt des Exemplarischen: Anhand biblischer Figuren legt er Beispiele richtigen oder falschen Handelns dar; er zeigt, was ein guter Christ tun oder lassen sollte.
Georg Fabricius, der nach dem Besuch der Lateinschule in Chemnitz und einem Studium der Theologie in Leipzig von 1546 bis zu seinem Tod im Jahr 1571 als Rektor der Fürstenschule St. Afra in Meißen wirkte, schuf ein breites und vielgestaltiges Œuvre. Es umfasst Lehrbücher für den Lateinunterricht, historiographische Arbeiten und kommentierte Ausgaben heidnischer und christlicher Schriftsteller der Antike. Für seine eigenen Dichtungen wurde Fabricius nicht allein von Philipp Melanchthon geschätzt; Kaiser Maximilian II. krönte ihn noch kurz vor seinem Tod zum „Poeta laureatus“.
Den 1564 erstmals gedruckten ‚Büchern über berühmte Männer‘ kommt insofern eine besondere Position in Fabriciusʼ Gesamtwerk zu, als ihnen nicht nur zu Lebzeiten des Autors ein enormer Erfolg beschieden war, sondern sie bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts immer wieder aufgelegt und gelesen wurden. In seiner Widmungsvorrede an Christian, den späteren Kurfürsten von Sachsen (er war bei Erscheinen des Buches drei Jahre alt), entwickelt Georg Fabricius einige Gedanken zu Unterricht und Erziehung. Unter anderem führt er aus, er wolle dem Leser Exempel bieten, die ihn dazu motivieren, sein Denken, Sprechen und Handeln allein an den göttlichen Geboten auszurichten. Auch Christian, der mit dem Buch Bewidmete, möge die Lehren, die darin zu finden sind, immer vor Augen haben und befolgen, damit er dereinst an Glück und Redlichkeit den biblischen Königen David und Hiskija gleichkomme.
Das Exemplar der ‚Bücher über berühmte Männer‘, das unter der Signatur App.bibl.968 in der SLUB Dresden aufbewahrt wird, enthält mehrere Einträge von der Hand Georg Fabriciusʼ. Auf dem vorderen Vorsatzblatt findet sich eine Widmung an Paul Vogel, die das Exemplar als ein Geschenk an diesen ausweist. Vogel war ein Mann in einflussreicher Position: Er wirkte als Prinzenerzieher zunächst von Christians älterem Bruder Alexander, später dann von Christian selbst; zudem gehörte er zum engsten Beraterkreis um Kurfürst August.
Des Weiteren versah Fabricius das Exemplar mit drei Lobgedichten: eines an Kurfürst August und je eines an seine Söhne Alexander und Christian. Das Lobgedicht an Christian (im Bild ist es zu sehen) nimmt den Tenor der Widmungsvorrede auf: Christian, so der Wortlaut sinngemäß, möge das kleine Büchlein, das seinem so großen Namen gewidmet ist, mit seiner erlauchten Hand durchblättern und darin vieles finden, das für einen tüchtigen Fürsten nützlich und nachahmenswert sein kann, sei es in Friedenszeiten, wenn er, Christian, das Gemeinwesen klug zu leiten habe, sei es für den Fall, dass er es mit starken Waffen verteidigen müsse. Auch im Weiteren ist das Gedicht, wie es sich für einen Text dieser Art gehört, auf einen hohen Ton gestimmt: Es verheißt Christian glückliches Gedeihen und schreibt ihm Stärke und Tugendhaftigkeit zu; seinen Feinden möge er ein Schrecken, seinen Freunden eine Freude sein.
Sieht man Georg Fabriciusʼ Widmungsvorrede und seine Autographe im Zusammenhang, so ergibt sich folgendes Bild: Der Autor will seine ‚Bücher über berühmte Männer‘ an prominentester Stelle, im Zentrum der kurfürstlichen Erziehung, platzieren. Sein Werk, das die Eigenschaften der biographischen Kompilation, der Exempelsammlung und des heilsgeschichtlichen Kompendiums in sich vereint, soll nicht zuletzt auch ein Lehrbuch für die Fürstenerziehung – kurzum: ein Fürstenspiegel – sein.
Verfasser: Markus Schürer
Signatur: App.bibl.968,Nachsatzblatt 2r (zum Digitalisat).
Edition der Quelle: Nicht nachgewiesen.
Literatur: Das Katalogisat mit weiteren Literaturangaben zur Handschrift finden Sie in der Datenbank Kalliope - dem zentralen Nachweisinstrument für Handschriften, Autographe und Nachlässe.