Martin Luther und Johannes Bugenhagen (1485–1558) berichten Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen vom Regensburger Religionsgespräch. Religionsgespräche waren eine Begleiterscheinung der Reformationszeit und dienten der Verständigung zwischen evangelischer und altgläubiger Seite. Die Religionsgespräche wurden meist auf Veranlassung des Kaisers im Zusammenhang mit einem Reichstag initiiert.
Das Regensburger Religionsgespräch fand vom 5. April bis 22. Mai 1541 statt. Kaiser Karl V. hatte bereits im Dezember 1540 ein Religionsgespräch in Worms veranlasst, um eine Einigung zwischen dem protestantischen und dem altgläubigen Lager im Reich zu erzielen. Hintergrund war die bedrohliche Lage durch die heranziehenden Türken. Trotz eines geschlossenen Friedens eroberten diese erneut ungarische Gebiete. 1541 fiel die Stadt Buda in türkische Hand. Karl V. war auf die militärische Unterstützung der protestantischen Fürsten im Reich angewiesen. Doch mit deren Unterstützung konnte er nur rechnen, wenn er Zugeständnisse in der Religionsfrage machte. So entstand bereits beim Religionsgespräch in Worms das sogenannte „Wormser Buch“, das 23 Artikel zu theologischen Fragen beinhaltete und als Diskussionsgrundlage für folgende Gespräche dienen sollte.
Für die weitere Diskussion fand nun das nächste Religionsgespräch in Regensburg statt, von dem hier im Brief Martin Luther und Johannes Bugenhagen rückblickend dem sächsischen Kurfürsten berichten. Auf protestantischer Seite nahmen Martin Bucer, Johannes Calvin, Philipp Melanchthon und Johannes Pistorius teil, auf altgläubiger Seite waren es Johannes Eck, Johannes Gropper und Julius von Pflug sowie der päpstliche Legat Gasparo Contarini.
Kaiser Karl V. hatte offensichtlich ein hohes Interesse an diesem Religionsgespräch, denn er kam dazu nach fast 9 Jahren erstmals wieder in das Reich. Das Verhalten des Kaisers in der Religionsfrage wurde von protestantischer Seite genau beobachtet. Auch im Brief von Luther und Bugenhagen ist dieses Interesse zu spüren. Die Reformatoren loben das Verhalten des Kaisers. Doch warnen sie zugleich vor zu viel Begeisterung, denn noch immer gäbe es eine ganze Reihe an Feinden unter den altgläubigen Fürsten, u. a. Herzog Heinrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, der hier im Brief namentlich – „der Heintz“ – genannt wird.
Das „Wormser Buch“ werten Bugenhagen und Luther durchaus als Grundlage; sie sehen darin allerdings nicht den Durchbruch für eine Einigung: „wir haben beiderseitzs einerley buch, doch nicht einerley verstand“. Auch hatten sie Bedenken, wie Papst Paul III. auf solche Einigungsversuche reagieren könnte. Solche kaiserlichen Pläne dürften Paul III. wohl wie „eine grosse schalckeit“ vorkommen, so das abwertende Urteil der beiden Reformatoren.
Erwähnt wird im Brief das harte und konsequente Verhalten Philipp Melanchthons im Regensburger Religionsgespräch. Luther selbst hatte ihm in einer Instruktion dazu geraten. Die altgläubige Seite machte das Melanchthon zum Vorwurf und wollte damit zugleich dem Kaiser verdeutlichen, dass dieses Gespräch zu keinem Erfolg führen würde. So schlussfolgern jedenfalls Luther und Bugenhagen.
Im Ergebnis konnten sich in Regensburg die beiden Lager nicht einigen. Besonders in der Frage nach Abendmahlsverständnis, kirchlichem Lehramt und Beichte gingen die Meinungen auseinander. Die protestantische Seite verfasste zum „Wormser Buch“ neun Gegenartikel, das sogenannte „Regensburger Buch“, und übergab es am 31. Mai 1541 Kaiser Karl V. Damit galten das Regensburger Gespräch und der Einigungsversuch des Kaisers als gescheitert.
Verfasser: Heiko Jadatz
Signatur: Mscr.Dresd.R.96,S.103-106 (zum Digitalisat).
Edition der Quelle: WAB 9, 424-426f. (Nr. 3625).
Literatur: Das Katalogisat mit weiteren Literaturangaben zur Handschrift finden Sie in der Datenbank Kalliope - dem zentralen Nachweisinstrument für Handschriften, Autographe und Nachlässe.