Frau Melanchthon setzt sich für eine Gehaltserhöhung ein
Katharina Krapp wurde im Oktober 1497 als Tochter eines Gewandschneiders und Textilkaufmanns in Wittenberg geboren und war seit ihrer Hochzeit am 27. November 1520 mit dem gleichaltrigen Griechischprofessor Philipp Melanchthon verheiratet. Im Gegensatz zu Katharina von Bora ist von ihr kein Bild erhalten; auch existiert kein Briefwechsel der Eheleute. Von ihren vier Kindern, zwei Töchter und zwei Söhne, bereitete ihr insbesondere ihre Älteste großen Kummer. Anna, am 24. August 1522 geboren und von ihrem Vater sehr geliebt, heiratete 1536 mit 14 Jahren den 28jährigen Philologen und Dichter Georg Sabinus, der während seines Studiums bei Melanchthon als Hausschüler aufgenommen und vom Hausherrn sehr gefördert wurde. Die Karriere des jungen Professors führte das Paar 1538 nach Frankfurt/Oder, bevor Sabinus 1544 Gründungsrektor der Universität Königsberg wurde. Sie bekamen sechs Kinder, doch war die Ehe überaus unglücklich, so dass Melanchthon, der sich große Vorwürfe machte, die beiden zusammengebracht zu haben, sogar an Scheidung dachte. Auch Katharina litt sehr unter dem Ehedrama ihrer Tochter.
1540 lebten Georg und Anna Sabinus in Frankfurt/Oder. Sie kauften ein Haus, auf der Nordseite des Marktes gelegen, und bauten es für ihre Verhältnisse um. Zwei Töchter waren ihnen bis dahin geboren worden, Anna und Katharina. Die junge Familie brauchte Geld, und da anderen Professoren zum Wintersemester 1540/1541 eine Gehaltserhöhung zugestanden wurde, setzte sich Melanchthon schriftlich für seinen Schwiegersohn ein. Sein Brief vom 8. September 1540 begründet die erbetene Erhöhung mit der allgemeinen Teuerung (MBW 2492). Offensichtlich war der kurze Brief Katharina Melanchthon zu dünn, so dass sie selbst einen Brief in Deutsch aufsetzte. Auch ihr Adressat ist Johannes Weinlaub, kurfürstlicher Rat im Dienste Joachims II. von Brandenburg. Einleitend dankt sie dem Kanzler für die schon bislang erwiesenen Wohltaten und trägt ihre Bitte dann mit deutlichen Worten vor: „Dieweil nun meines Sohns und seiner Hausfrauen meiner lieben Tochter Gelegenheit sich nach der Zeit dermaßen anlassen, daß sie sich mit dem Jahrsold nicht wohl behelfen können, sonderlich dieweil, wie ich vernimm, auch zu Frankfort alle Dinge, so zur Haushaltung von Nöthen, angefangen zu steigen, und sich mein Sohn mit dem Bauen etwas zu Schuld gesteckt, auch Gott der Allmächtig ihnen nun dabei aus sonderlichem Gnaden das Haus gemehret, und zwei Kinder beschert (die er gnädiglich behüten woll), hab ich aus sonderlicher guter Zuversicht zu euch nicht unterlassen können auch wollen euch dienstlich zu bitten, daß ihr auf Wege und Mittel bedacht seyn wollet, damit meinem Sohn sein Jahrsold auch etwas gebessert mag werden.“
Sie spricht von der Not ihrer Tochter, die ihrem Vater die liebste sei; er werde sich sicherlich dann auch dankbar erweisen. Auch ihr Schwiegersohn werde nach der Gehaltsaufbesserung umso größeren Einsatz zum Wohle der Universität beweisen.
Wenige Wochen später bedankt sich Sabinus bei Melanchthon für die Eingabe bei Weinlaub, da dieser bereits versprochen habe, sich darum zu kümmern. Doch eine gewisse Arroganz scheint durch die Worte Sabinus hindurch, wenn er seinem Schwiegervater schreibt, dass er eine solche Empfehlung gar nicht nötig gehabt und nur aus Zurückhaltung nicht selbst seine eigene Sache betrieben hätte.
Von Katharina Melanchthon sind nur noch ein Brief an die Fürsten von Anhalt (sie mahnt die Zinsen eines Guthabens an) und ein Antrag an die Stadt Wittenberg, statt der innerhalb der Stadtmauern erlaubten einen Ziege angesichts ihres großen Haushalts drei Ziegen halten zu dürfen, überliefert. Ihre Tochter Anna stirbt 1547 im Kindbett des sechsten Kindes mit 24 Jahren. Zehn Jahre später und drei Jahre vor ihrem Mann stirbt Katharina Melanchthon am 11. Oktober 1557.
Verfasser: Stefan Rhein
Signatur: Mscr.Dresd.R.97,Bl.83-84 (zum Digitalisat).
Edition der Quelle: CR 3, Sp. 1084-1086 (Nr. 2003).
Literatur: Das Katalogisat mit weiteren Literaturangaben zur Handschrift finden Sie in der Datenbank Kalliope - dem zentralen Nachweisinstrument für Handschriften, Autographe und Nachlässe.