Autograph der Woche Ausgabe 32 von 95 |

Dedikation Martin Luthers für den Wittenberger Maler Sebastian Adam, 1537.

Signatur: Hist.eccl.E.290,34.a

Immer wieder hat Luther eigene, zum Druck gekommene Werke – auf dem Titelblatt mit eigenhändiger Widmung versehen – an Personen verschenkt, die ihm nahe standen. Unter den bisher bekannten Widmungen in deutscher oder lateinischer Sprache, meist nur mit dem Namen des Widmungsempfängers oder zusätzlich seinem Beruf, finden sich nur wenige, mit denen Luther seine besondere Zuneigung ausgedrückt hat. In diesen Fällen handelt es sich um Personen, mit denen er sich in unterschiedlichen Lebenssituationen auf unterschiedlichen Ebenen verbunden gefühlt hatte.

Für Sebastian Adam, den Widmungsempfänger des 1537 erschienenen Drucks zweier Predigten von Luther, finden sich nur sehr wenige gesicherte Lebensdaten. Weder sein Geburtsdatum noch sein Geburtsort lassen sich mit Gewissheit ermitteln. 1535 scheint er in Dessau tätig gewesen zu sein. Sein Name erscheint 1536 in einer Liste von Künstlern, die an der Ausgestaltung des kurfürstlichen Schlosses in Torgau beteiligt waren. Ein verschollener Holzschnitt, der die Stadt Wittenberg vermutlich im Jahr 1545 zeigt, ist vor wenigen Jahren wieder aufgetaucht. In einem Handschriftenband der Forschungsbibliothek Gotha ist ein Porträt Luthers, vermutlich posthum nach Luthers Tod 1546 entstanden, überliefert. Adam starb in der zweiten Dezemberhälfte 1546.

Luther hatte am 18. Februar 1537, dem 1. Sonntag in der Fastenzeit, während des für den Weg der Wittenberger Reformation wichtigen Tages des Schmalkaldischen Bundes in Schmalkalden in einer Pause zwischen kurzzeitiger Erholung von einer Krankheit und ihrem erneuten heftigen Ausbruch zwei Predigten gehalten. In ihnen legte er das Evangelium des Sonntags aus, die Geschichte von der Versuchung Jesu Christi durch den Teufel. Er kam auf das Fasten Christi sowie das dem einzelnen Christen wie der Kirche in der teuflischen Anfechtung auferlegten Fasten. Die drei teuflischen Anfechtungen Christi wiederholten sich  in der Geschichte der Kirche. Sie mussten zu Widerstand und Martyrium von Christen führen, drohten die Kirche in Irrlehre durch falsche Auslegung der Bibel zu zerreißen und zeigten sich in der letzten Zeit der Welt in der antichristlichen Herrschaft des Papstes, der sich an Gottes Stelle setzte, indem er aus Christus einen Tyrannen machte und das eigentliche Werk Christi verschwieg. Als Waffe gegen diese Anfechtungen wies Luther auf die Predigt des Wortes Gottes hin, die Glaube und Bekenntnis wirkt und Zeichen für das nahende Ende der Welt ist. Sie wird begleitet durch Verfolgung. Dennoch habe es auch im Papsttum rechten Glauben gegeben, wie sich am gläubigen Sterben von Bernhard von Clairvaux gezeigt habe. So bleibe den Christen die Hoffnung, dass Christus selbst eingreifen werde.

Der Grund für Luthers Widmung eines Druckexemplars der Predigt an Sebastian Adam, seinen „besonders gunstigen [= von ihm geschätzten] freund“, dürfte darin zu suchen sein, dass der Maler in zeitlichem Kontext zu den Ereignissen des Jahres 1537 Luther in einem Porträt festgehalten hatte. Es war von 1537 datiert, hatte seinen Platz in der Kirche St. Marien in Dessau gefunden und ist seit spätestens 1937 verschollen.

Verfasser: Ernst Koch

Signatur: Hist.eccl.E.290,34.a (zum Digitalisat).

Edition der Quelle: WA 48, 255.

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